20. Juni 2008

Durchwaschen

Neueröffnung eines großen Babyartikelverkaufmarktes in der Stadt. An der Kasse steht eine Apfel-Tee-Mama mit einem 3-jährigen und einem Baby. Der 3-jährige brabbelt unverständliches Zeug, aber die Mutter scheint ihn zu verstehen und verbessert ihn unentwegt. "Ja, Jean-Luca, das sind gleich Deine Socken. SO-CK-EN. Aber wir müssen erst an der Kasse hier bezahlen, weißt Du, BE-ZAH-LEN, heißt das"
Eine ältere Dame, die hinter der Familie steht, und sich bisher nur mit dem Baby im Maxi-Cosi unterhalten hat ("dudu? ja dadada?") weitet nun ihre Konversation auf den Jungen aus: "Das sind aber schöne Socken, die Du da hast. Die darfst Du bestimmt zu Hause gleich anziehen."
Noch rechtzeitig, bevor sich der Junge mit dieser Leichtigkeit vertraut machen kann, springt auch schon die Mutter in die Bresche: "Ja, Jean-Luca, aber erst muss Mama die Durchwaschen, bevor Du die anziehen kannst, ne, das ist ganz wichtig. Bis morgen sind die dann trocken. Aber Mama muss die erst Durchwaschen. DUR-CH-WA-SCH-EN."

Apfel-Tee

Eine von R. erschaffene Bezeichnung für zum größten Teil junge Familien, die stets das Beste für ihr Kind wollen und deshalb immer eine Thermoskanne mit Früchtetee und eine Tupperbox mit braun-oxidierten Apfel-Scheiben dabei haben. Apfel-Tees kaufen mit BIO-Siegel versehene Äpfel aus Panama und Eier von glücklichen Hühnern. Apfel-Tees fahren gerne mal einen VW Touareg mit Bio-Diesel und schenken ihrem Kind zum 2. Geburtstag ein Tigerenten-Fahrrad. Apfel-Tee-Kinder besitzen genau das Holzspielzeug, das die "Eltern"-Zeitschrift für den jeweiligen Lebensmonat getestet und als pädagogisch wertvoll bewertet hat.